About the alphorn
Franz Schüssele talks about the alphorn in the german radio:
The book about the Alphorn by author Franz Schüssele:
Alphorn und Hirtenhorn in Europa
Das Buch ist leider vergriffen!
Ein neues Buch unter dem Titel:
"Alphorn & Co." erscheint 2019
Excerpts from the book:
Das Alphorn
Alphörner erfreuen sich heutzutage einer steigenden Beliebtheit. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland und Österreich gibt es inzwischen eine große, ständig wachsende Zahl von Alphornbläsern. Auch in den USA, Kanada und Japan trifft man Alphornbläser. In unserer hochtechnisierten und immer komplizierter werdenden Welt scheint dieses einfache Naturinstrument für viele Menschen Einfachheit und Natürlichkeit zu verkörpern.
Das Alphorn kann als Prototyp der Blasinstrumente gelten. Obwohl es instrumentenkundlich aufgrund seiner Ton- erzeugung, die mit der der Blechblasinstrumente übereinstimmt, zu diesen gezählt wird, nimmt es eine Mittelstellung zwischen den Holz- und Blechblasinstrumenten ein. Sein Klang vereint die gewaltige Klangfülle eines Blechblas- instruments, etwa einer Posaune, mit der Weichheit eines Holzblasinstruments, etwa einer Oboe. Während alle anderen Blasinstrumente im Laufe der Zeit technische Weiterentwicklungen, z. B. in der Form von Grifflöchern und Ventilen erfuhren, hat das Alphorn bis heute seine ursprüngliche Form ohne wesentliche Veränderungen beibehalten. Heutige Alphörnen sind im Durchschnitt ca. 3,5m lang und ihre Länge bestimmt die eine Tonart, in der sie spielbar sind. Auf dem Alphorn kann man nicht wie z.B. auf einem Klavier eine komplette Tonleiter spielen, sondern nur einen begrenzten Ausschnitt aus dieser, die so genannte Naturtonreihe.
*der 7. Naturton B, der 13. As und der 14. B klingen in unserer heutigen temperierten Stimmung zu tief ** der 11. Naturton F, das sogenannte „Alphorn-fa“ (französ. Fa=F), ist stark zu hoch und liegt zwischen F und Fis. Der 1. Ton und die Töne über dem 12. sind ziemlich schwierig hervorzubringen.
Die ca. 12 einzelnen Töne werden nur durch unterschiedliche Lippenspannung und Atemdruck erzeugt, ohne Zuhilfenahme technischer Mitteln, wie z.B. Grifflöcher oder Ventile wie bei anderen Blasinstrumenten. Dies erfordert vom Bläser hohe Sensibilität, Lippen- u. Atemkraft. Deswegen werden auf dem Alphorn meist lange und tiefe Töne gespielt, jedoch sind bei entsprechender Übung und Fertigkeit auch virtuose, schnelle Tonbewegungen möglich.
Bau eines Alphorns:
Alphörner gab und gibt es in geraden und gekrümmten Formen.
Sie wurden früher in ganz Europa in der gleichen Art und Weise hergestellt. Ein Baumstamm wird der Länge nach halbiert, die beiden Hälften ausgeschabt und wieder zusammengesetzt. Für gekrümmte Instrumente musste der Baum an einem Hang gewachsen sein. Die beiden Halbschalen wurden mit Harz oder Bienenwachs abgedichtet und mit Wurzeln, Zweigen, Draht oder Schnur zusammengebunden. Um die Instrumente abzudichten, legte man sie früher vor dem Blasen in den Bach oder in den Brunnentrog.
Heute werden Alphörner in zwei Halbschalen mit Maschinen ausgefräst, aus Gründen des einfachen Transports meist in drei Teilen gefertigt, die mit Messingbuchsen zusammengesteckt werden, mit hochwertigen Klebern zusammengeklebt und meist mit Peddigrohr umwickelt.
Das Mundstück bestand früher meist nur aus einer in das Instrument hineingeschnitzten Vertiefung, heute wird ein separates Mundstück aus Holz in Trompeten/Posaunen oder Hornform eingesetzt.
Das alphorn-center bietet die Instrumente der führenden Alphornbauer in Europa zum Kauf an.
Tonerzeugung, Stimmung:
Obwohl es aus Holz gefertigt ist, wird das Alphorn aufgrund seiner Tonerzeugung, die nämlich mit der der Blechblasinstrumente übereinstimmt, instrumentenkundlich zu diesen gezählt. Es nimmt eine Mittelstellung zwischen den Blech- und Holzblasinstrumenten ein. Sein Klang vereint die Fülle und Mächtigkeit eines tiefen Blechblasinstruments, etwa eines Horns oder einer Posaune, mit der Weichheit eines Holzblasinstruments, zum Beispiel einer Klarinette oder eines Fagotts. Er ist sehr weittragend und entfaltet sich erst in einiger Entfernung vollkommen, weshalb Alphörner nur im Freien und in großen Räumen, wie z.B. Kirchen wirklich beeindruckend klingen.Der Tonerzeuger ist beim Alphorn wie auch bei der gesamten Familie der Blechblasinstrumente nicht das Instrument, sondern der Körper des Bläsers, genauer seine vibrierenden Lippen und sein Atmungsapparat. Das Instrument hat im Grunde genommen eigentlich nur noch verstärkende und den Klang modifizierende Funktion.Auf dem Alphorn kann man durch verschieden hohe Frequenzen, die durch unterschiedlich starke Lippenspannung erzeugt werden, nicht wie bei den meisten Instrumenten die gesamte Tonleiter, sondern lediglich ein Ausschnitt aus dieser, die Naturtonreihe, spielen. Die leicht oder stärker gespannten Lippen des Bläsers bilden einen Widerstand gegen die in das Instrument geblasene Luft und erzeugen durch ihre Vibration Töne mit immer größer werdenden ganzzahligen Schwingungszahlen. Je höher die Lippenspannung, desto schneller die Schwingungen und desto höher der Ton. Je schwächer die Lippenspannung, desto tiefer der Ton. Diese sogenannten Naturtöne, die übrigens auch durch die Teilung einer Saite in den gleichen Verhältnissen entstehen, können auf jeder zylindrischen oder konischen Röhre durch Überblasen erzeugt werden. Durch immer stärker werdende Lippenspannung, entsteht die folgende Naturtonreihe (in C notiert).
Die verschiedenen Alphornstimmungen:
Das Ges-Horn verfügt über eine ausgewogene Balance zwischen rundem, weichen Wohlklang und Spielbeweglichkeit, weshalb es sich auch in der Schweiz, abgesehen von einigen wenigen Kantonen, allgemein durchgesetzt hat. Die Tonart Ges-Dur klingt sehr weich und warm. Wahrscheinlich war sie mit aus diesem Grunde eine beliebte Tonart des 19. Jahrhunderts, des Zeitalters der Romantik. Schweizer Alphornnoten mit Begleitung, z.B. für Orgel oder Orchester, sind eigentlich immer in Ges geschrieben. Bei Schweizer Alphornkursen wird in der Regel auch das Ges-Horn als Kursinstrument verwendet.
Das F-Horn klingt etwas voller und dunkler als das Ges-Horn. Wenn man mit anderen Instrumenten zusammenspielen will, sind die Mitspieler oft nicht gerade erfreut, wenn sie in der für sie doch etwas unbequemen Tonart Ges spielen sollen. Dies ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum in Deutschland die meisten Spieler das F-Horn bevorzugen.Viele Spieler kommen aus Blaskapellen, und das Alphorn wird oft in Kombination mit anderen Instrumenten geblasen, die dann in der spieltechnisch günstigen Tonart F musizieren können.
Das E-Horn klingt sehr reizvoll und interessant. Die strahlende Tonart E-Dur ist eine für Blasinstrumente ungewöhnliche Tonart. Die hohen Töne sind leichter erreichbar, dafür aber auch riskanter in der Ansprache.
Das Es-Horn hat einen sehr mächtigen, runden Klang. Aufgrund seiner Länge kann man leicht hoch blasen, es ist aber ziemlich unbeweglich und risikoreich und eignet sich so eigentlich nur für eine relativ langsame Spielweise. Es wird sowohl in der Schweiz, als auch in Deutschland nur gelegentlich geblasen.
Das As-Horn ist sehr hell und beweglich und eignet sich deshalb gut für schnelle Passagen. Es darf nicht mit einem zu kleinen Mundstück geblasen werden, da es sonst sehr schnell extrem hart, fast wie eine Trompete klingt. Höhere Stimmungen sind zwar noch möglich, klingen aber nicht mehr sehr alphorn-, sondern eher trompetenmäßig.
Es gibt die Möglichkeit, alle diese Stimmungen mittels verschiedener Zwischenstücke auf einem einzigen Horn zu spielen. Das Alphorn-Center bietet ein solches Horn an.
Ursprung und Verbreitung:
Nach landläufiger Meinung gilt das Alphorn als typisches Schweizer Nationalinstrument und wird als eine Schweizer „Erfindung“ und auf die Schweiz beschränkt angesehen. Der erste Teil der Aussage kann als unbestrittene Tatsache gelten, während die beiden weiteren Aussagen nicht zutreffen.
Wann und wo wurde das Alphorn erfunden und gespielt? – eine oft von Bläsern und Alphornliebhabern gestellte Frage, die leider unbeantwortbar ist und wenig Sinn macht. Irgendwann und irgendwo in der Urzeit der Menschheit tutete einer unsere Vorfahren (oder auch mehrere) in ein hohles Stück Holz, in einen abgebrochenen und irgendwie ausgehöhlten Ast oder kleinen Baum, und erweckte so den ersten Alphornton zum Leben. Auf welchem Kontinent oder gar in welchem Land dies geschah, ist heute nicht mehr feststellbar, wahrscheinlich auf jedem, denn solche einfachen, dem Alphorn entsprechenden hölzernen Blasinstrumente sind weltweit anzutreffen, ob es sich um von Termiten ausgehöhlte australische Didgeridoos, indianische Bambus- oder andere Holztrompeten, von denen der deutsche Komponist und Musiktheoretiker Michael Praetorius übrigens schon im Jahre 1619 berichtet, oder um afrikanische Holzhörner, die meist quer wie Querflöten angeblasen werden, handelt.
Diese in ihren Anfängen noch recht kurzen Instrumente hatten mehrere Funktionen als Gebrauchsinstrumente: Verscheuchen von wilden Tieren, Feinden und Dämonen, gegenseitige Verständigung und Nachrichtenübermittlung (das „Handy“ der Seinzeit) und auf einer höheren Entwicklungsstufe, als die Menschen begannen sich Tiere dienstbar zu machen, als „Arbeitsinstrumente“ der Hirten, mit denen sie das Vieh antrieben und lenkten.
Die Hirtenhörner früherer Zeiten waren nur etwa halb so lang wie die heutigen Alphörner, die im Durchschnitt ca. 3,5 m lang sind. Dementsprechend waren auf ihnen auch meist nur ca. 4-6 Töne spielbar, im Gegensatz zu den heutigen langen Hörnern, auf denen ca. 12 oder auch mehr Töne spielbar sind, je nachdem über wie viel Ansatzkraft ein Bläser verfügt. Sie genügten jedoch mit diesen wenigen Töne vollkommen ihrem Zwecke der Signalgebung.
In Europa gab es früher Alphörner in unterschiedlichsten Formen von der Schweiz bis nach Schweden von Russland bis Rumänien. Leider starben diese einfachen Naturinstrumente spätestens bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in den meisten europäischen Ländern fast völlig aus - auch in der Schweiz! Zum Alphornwettblasen in Unspunnen in der Nähe von Interlaken traten im Jahre 1805 gerade noch 2 Bläser an, und im Jahre darauf schließlich nur noch ein Einziger. Durch Fördermaßnahmen wurde jedoch das Alphornblasen in der Schweiz wieder ziemlich schnell „reanimiert“ und populär. Hier sind in erster Linie die Verdienste von Ferdinand Fürchtegott Huber, Heinrich Szadrowsky und Alfred Leonz Gassmann zu würdigen.
In der Schweiz ist das Alphorn zum ersten Mal mit Sicherheit durch den Fund eines ca. ½ m langen Holzhorns um 14oo bei Meilen und Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Aufzeichnungen des Zürcher Naturgelehrten Conrad Gesner dokumentiert. In Österreich berichtet im Jahre 1380 zum ersten Male der Mönch von Salzburg vom hölzernen Kchuhorn, in Deutschland wurde in Parchim (Brandenburg) ein Holzhorn aus dem 11/12. Jahrhundert gefunden. Ein interessantes schräg angeblasene Holzhorn ist das Middewinterhorn, das im niederländisch/deutschen Grenzgebiet heute noch geblasen wird und vermutlich bis und die Zeit der Kelten zurück reicht. Von den Thüringer Hirten wurde das hölzerne Hirtenhorn bis in die 1970er Jahre beim Weidebetrieb geblasen und es fand bis 1973 ein alljährliches Wettblasen der Hirten statt. Im Schwarzwaldstädtchen Villingen erklingt alljährlich am Heilig Abend das Herterhorn, das übrigens in der Form genau dem Schweizer Alphorn entspricht und ca. 1,5m lang ist. Dieser Brauch geht auf ein Gelübde zurück, das die Villinger im Jahre 1765 anlässlich einer Viehpest ablegten.
In Polen trifft sich jedes Jahr am 2. Adventssonntag eine große Schar von Ligawkagläsern zum Wettblasen. Ligawka, Bazuna und Trembita sind die Namen der zwischen 1,5 und 4m langen polnischen Holzhörner. In Russland ist eine Fülle von hölzernen Hörnern anzutreffen, das interessanteste ist das sibirische Payze, bei dem der Ton nicht durch Blasen, sondern durch Einsaugen der Luft in das Instrument erzeugt wird. In Rumänien trifft man auf 5 verschiedene Typen des Buciums, das dort meist von Frauen geblasen wird, da diesen die Weidewirtschaft obliegt, und so populär ist, dass es im Jahre 1961 sogar auf einer Briefmarke abgebildet wurde.
Das Alphorn in den heutigen Musikstilen:
War das Alphorn früher einmal ein einfaches Signalinstrument so hat es sich in den letzten Jahren zum vollwertigen Musikinstrument entwickelt, das seinen Platz nicht nur in der volkstümlicher Musik, sondern in allen heute gängigen Musikstilen hat.
In die Klassische Musik hat das Alphorn schon sehr früh Einzug gehalten, nämlich schon im Jahr 1756 durch den Salzburger Hofmusiker Leopold Mozart, den Vater des berühmten Wolfgang Amadeus, der eine „Sinfonia Parstorella“ für Corno Pastoritio (Hirtenhorn) und Streichorchester schrieb. Im 20. Jahrhundert schrieben der Schweizer Jean Daetwyler und der Ungar Ferenc Farkas bedeutende Werke für Alphorn und Orchester.
Im Jazz geben heute die beiden Gruppen Mytha und The Alpine Experience des Schweizer Trompeters Hans Kennel mit dem Alphorn den Ton an, und der Züricher Posaunist Robert Morgenthaler verbindet muikalisch-kosmopolitisch in seiner Gruppe Roots of Communication das Alphorn improvisatorisch mit Volksmusikinstrumenten anderer Länder und Kontinente.
In der Rockmusik ist das Alphorn nur äußerst selten anzutreffen, während es hingegen im (volkstümlichen) Schlager öfters erfolgreich auftaucht. Die Initialzündung hierfür gab im Jahre 1976 das Pepe-Lienhard-Sextett mit seinem Hit Swiss-Lady.
In der Kirche wurden Alphörner früher als Ersatz für die Glocken eingesetzt, wenn diese z.B. in der Karwoche zu schweigen hatten. Eine ganze Reihe von geistlichen Werken für Hirtenhorn mit Chor und Orchester findet man im 18./19. Jahrhundert im süddeutschen, böhmisch-mährischen, österreichischen Raum vor allem in der Weihnachtsmusik.
Kuriositäten im Alphornbau:
Offensichtlich regt das Alphorn die Phantasie vieler Bastler und Handwerker an, kuriose Instrumente außerhalb der gängigen Formen zu bauen. Hörner aus von der Natur stark verkrümmten und verknorrten Baumstämmen sind schon oft gebaut worden, ebenso Alphörner in Trompeten- Posaunen- Tuba- und Saxophonform oder auch aus Blech, Glas, Kunststoff und Pappmasche. Auch ein Alphorn mit drei Anblasrohren für drei Spieler wurde beispielsweise schon erfunden.
Das längste Alphorn der Welt wurde in einer Länge von 47m gleich in doppelter Ausführung gebaut, nämlich einmal von der Schweizer Alphornfirma Josef Stocker und zum anderen von dem Amerikaner Peter Wutherich.
Resumee des Buches „Alphorn und Hirtenhorn in Europa".